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"Es ist normal, dass wir verschieden sind."

Das Verhalten der Kinder und im Besonderen auch das eigene Verhalten zu reflektieren sind unabdingbar, um Unrecht und Diskriminierung zu erkennen und dem entgegenzuwirken. Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung ist ein Praxiskonzept, das zeigt, wie dies in Kindertageseinrichtungen gelingen kann.

Kindergruppe; © Blend Images - Fotolia.com

Kinder nehmen früh Unterschiede zwischen Menschen wahr und unterscheiden vertraute von unvertrauten Personen. Etwa im dritten Lebensjahr zeigen sie Unbehagen gegenüber äußeren Merkmalen und Besonderheiten von Menschen. Sie wollen nicht neben bestimmten Kindern sitzen, sie nicht an der Hand halten oder schließen sie von ihrem Spiel aus, weil sie beispielsweise dick sind, "komisch reden", "komisch aussehen" oder einfach dem anderen Geschlecht angehören. Sie äußern Vor-Vorurteile, mit denen sie zeigen, dass sie ihr soziales Wissen auch aus bewertenden Botschaften über Menschen konstruieren, die sie in ihrer Lernumgebung wahrnehmen.

Eine vorurteilsbewusste Lernumgebung schaffen

Kinder bauen die Bezugnahme auf äußere Merkmale in die Durchsetzung ihrer Spielinteressen ein. Sie übernehmen dabei nicht 1:1, was Erwachsene sagen, sondern experimentieren mit einem Argumentationsmuster, das Vorurteile kennzeichnet: Ein Merkmal wird bewertet, für die ganze Person genommen und "begründet" damit deren Sonderbehandlung oder Ausschluss. Zeigen Kinder solche Vor-Vorurteile, so sind Erwachsene einerseits aufgefordert, vorurteilsbewusst einzugreifen. Andererseits sollen sie über das akute Eingreifen hinaus eine Alltagskultur gestalten, die von Respekt, Wertschätzung und dem Streben nach Gerechtigkeit geprägt ist.

Ziele des Praxiskonzepts

Das Praxiskonzept vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung für Kindertageseinrichtungen (siehe Abbildung 1) ist auf vier Ziele fokussiert, die aufeinander aufbauen:

1. Alle Kinder in ihrer Identität stärken
2. Allen Kindern Erfahrungen mit Vielfalt ermöglichen
3. Kritisches Denken über Gerechtigkeit und Fairness anregen
4. Das Aktivwerden gegen Unrecht und Diskriminierung unterstützen

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, was die einzelnen Ziele bedeuten. Zu jedem Ziel veranschaulicht ein Beispiel aus der Praxis, wie das Konzept in der Kita umgesetzt werden kann.

Praxiskonzept vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung für Kindertageseinrichtungen

Grafische Darstellung der vier Ziele; (c) Schulen ans Netz e. V.
Abb. 1, bitte klicken: Grafische Darstellung des Praxiskonzepts

Herkunft des pädagogischen Ansatzes

Dieser pädagogische Ansatz wurde in Kalifornien für Kinder ab zwei Jahren entwickelt und im Rahmen von KINDERWELTEN seit 2000 auf der Grundlage des Situationsansatzes für Deutschland adaptiert. Der "Anti-Bias Approach" von Louise Derman-Sparks und ihren Kolleginnen und Kollegen (1989) setzt auf die bewusste Auseinandersetzung mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten und gleichzeitig auf eine deutliche Positionierung gegen Vorurteile, Diskriminierung und Einseitigkeiten.

Weiterlesen

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Ziel 1 - Alle Kinder in ihrer Identität stärken

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Ziel 2 - Allen Kindern Erfahrungen mit Vielfalt ermöglichen

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Ziel 3 - Kritisches Denken über Gerechtigkeit und Fairness anregen

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Ziel 4 - Das Aktivwerden gegen Unrecht und Diskriminierung unterstüzen

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Touristischer und farbenblinder Ansatz im Vergleich

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Herausforderungen an die pädagogischen Fachkräfte

Informationen zur Autorin

Petra Wagner
ist Diplom-Pädagogin sowie Mitbegründerin und Leiterin der Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Institut für den Situationsansatz.