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Ziel 1 - Alle Kinder in ihrer Identität stärken

Sicherheit und Schutz der eigenen Identität sind Grundlage für das Wohlbefinden eines jeden Kindes. Durch die Anerkennung von Familienkulturen kann dies gelingen. Das Beispiel der "Familienwand" zeigt, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

Den Kindern Sicherheit und Schutz bieten

Das Recht aller Kinder auf Schutz und Sicherheit ist glaubhaft einzulösen, denn Wohlbefinden ist grundlegend, damit Kinder lernen können. Kinder fühlen sich wohl im Kindergarten, wenn sie hier Sicherheit und Schutz erleben. Zu ihrer Sicherheit und zu ihrem Wohlbefinden trägt bei, wenn sie eine positive Resonanz auf ihre Vorerfahrungen, ihre Fähigkeiten, ihre Interessen, auf ihre Herkunft und Familie bekommen. Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung zielt daher auf die Stärkung jedes Kindes in seiner Identität - ein Vorgang, der ohne Anerkennung der Familienkultur(en) eines Kindes nicht gelingen kann.

Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt stellen

Ein Prinzip bei der Umsetzung des Ziels ist, an den Aspekten der Identität anzusetzen, die alle Kinder und Familien teilen. Es ist ein ganz anderes Vorgehen, als das Herausstellen eines Kindes oder einer Familie als "anders" oder "exotisch", das Vorurteile eher verstärken kann und von Kindern und Familien meist als unangenehm empfunden wird. Macht man sich daran, Identitätskategorien ausfindig zu machen, die zur Beantwortung der Frage "Was macht mich aus?" etwas Relevantes beitragen, so tut sich eine Vielzahl von Aspekten auf: mein Körper (mein Haar, meine Augen, meine Statur, meine Hautfarbe), mein Name, mein Geschlecht, meine Vorlieben, meine Sicht auf die Dinge, meine Gefühle, meine Fähigkeiten, meine Interessen, meine Familie.

Menschen einander nahe bringen anstatt auseinander

Es sind universelle Identitätskategorien, die jedem einzelnen Menschen einen Rahmen dafür bieten, seine besondere und unverwechselbare Identität auszuführen. Nach universellen Kategorien zu suchen, um das Individuell-Besondere beschreibbar zu machen, schult darin, das in den Vordergrund zu stellen, was Menschen grundsätzlich gemeinsam haben. Ein Ansetzen an vermeintlichen Unterschieden führt hingegen dazu, dass diese überbetont oder sogar erzeugt werden mit dem Effekt, dass sie den Abstand zwischen Menschen eher vergrößern als sie einander nahe zu bringen.

Identität erkennen

Um Kinder in ihrer Identität zu bestärken, muss bekannt sein, was die Identität eines Kindes ausmacht. Es ist das, was für ihr In-der-Welt-sein relevant ist, weil es eine Verbindung herstellen lässt zwischen ihnen und Menschen, Dingen, Phänomenen in ihrem Umfeld. Kinder selbst geben Hinweise darauf, inwiefern dies der Fall ist: Sie zeigen sich besonders interessiert und engagiert. Sie beteiligen sich aktiv. Sie freuen sich an Erkenntnissen und wollen weiter lernen. "Ihre Augen leuchten!", wie eine Erzieherin sagt.

Fokus auf das, was Kinder mitbringen

Kinder in ihrer Identität zu bestärken heißt, ihnen das zu vermitteln, was sie für Bildungsprozesse brauchen: Die Erfahrung, richtig und wichtig zu sein, etwas bewirken zu können, von anderen gesehen und geschätzt zu werden, beim Erkunden von Neuem unterstützt zu werden, vor Herabwürdigung oder Beschämung verlässlich geschützt zu sein. Das gelingt in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen nur, wenn hier bewusst Verbindungen zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Kindern hergestellt werden und dem "Mitgebrachten" von Kindern Interesse und Wertschätzung entgegengebracht wird.

Praxisbeispiel

Familienkulturen sichtbar machen

"Familienwände" zeigen Bilder jedes Kindes mit seiner Familie. Die Formen variieren: Es können Poster sein, die Eltern mit ihren Kindern an einem Elternabend gestalten. Es können kleine Alben sein, die mit den Kindern "wachsen", weil sie laufend um weitere Familienbilder ergänzt werden (siehe Abbildung 2). Pädagogische Fachkräfte bitten Eltern, ihr Kind mit seinen Bezugspersonen darzustellen, mit den Menschen also, in deren Kreis es aufwächst und die für das Kind bedeutsam sind. Mit einem derart erweiterten Begriff von Familie gelingt es, alle Familien einzubeziehen und keinem Kind den Eindruck zu vermitteln, seine Familie sei in ihrer Konstellation oder Alltagskultur "abweichend" oder "nicht normal".

Abb. 2: Kinder an der Familienwand; (c) Petra Wagner
Abbildung 2; Kinder an der Familienwand

Bedeutsamkeit der eigenen Familie

Die respektvolle und ästhetisch ansprechende Repräsentation der eigenen Familie in der Kita ist für die meisten Kinder bedeutsam: Sie zeigen Freude über die Anwesenheit ihrer Familie, manchmal finden sie hier Trost, immer sind die Familienbilder Anlässe für intensive Gespräche mit den pädagogischen Fachkräften und mit anderen Kindern, denn zu ihren Familien haben Kinder viel zu sagen.

Die Rolle der pädagogischen Fachkraft

Pädagogische Fachkräfte üben sich darin, in den Gesprächen eine beschreibende Sprache zu verwenden und Zuschreibungen zu vermeiden. Damit liefern sie Kindern respektvolle und sachlich korrekte Bezeichnungen für ihre eigenen Identitätsmerkmale und Familienkonstellationen. Dies ist eine wichtige Grundlage für das nächste Ziel.

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"Es ist normal, dass wir verschieden sind."
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