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Ziel 3 - Kritisches Denken über Gerechtigkeit und Fairness anregen

Die Kinder übernehmen Normen und Werte von ihren (moralischen) Vorbildern. Klare Regeln müssen daher vorgegeben und konsequent eingehalten werden. Auch mit Abwertungen professionell umzugehen ist Voraussetzung für das dritte Ziel - ein Beispiel zeigt professionelles Verhalten auf.

Orientierung an Bezugspersonen

Kinder sollen im Kindergarten erfahren, dass es gerecht und fair zugeht: Alle Kinder haben ihren Platz, alle können spielen und lernen, keines wird drangsaliert, gehänselt, verletzt, beschimpft oder ausgegrenzt. Für die Verdeutlichung dieser Werte sind die Erwachsenen zuständig. Normen und Werte übermitteln sich Kindern über das, was ihre Bezugspersonen sagen und machen, und auch darüber, was sie nicht sagen und nicht machen. Mit etwa vier Jahren unterscheiden Kinder unmoralisches Handeln und Verstöße gegen soziale Konventionen. Unmoralisches Handeln wird für schlecht befunden, dazu zählen: etwas wegnehmen, schlagen, kaputt machen, beschimpfen, auslachen, etwas ungerecht verteilen. Verstöße gegen Konventionen (wie zum Beispiel Tischmanieren, Begrüßungen, Anrede von Erwachsenen) werden akzeptiert, wenn Autoritäten dies erlauben, wenn veränderte Umstände es nahe legen oder wenn andere Konventionen gelten.

Entwicklung des "Moralischen Selbst"

Im fünften Lebensjahr ist das moralische Wissen der Kinder so weit, dass sie die Regeln kennen. Was nicht heißt, dass sie sich sozial erwünscht verhalten. Dies tun sie mit der Entwicklung ihres "Moralischen Selbst". Mit wachsender Fähigkeit zur Perspektivenübernahme verstehen Kinder, dass ihre Handlungen negative Auswirkungen auf andere haben können. Sie sehen ihre Handlungen aus der Sicht der anderen. Und verstehen, dass sie von ihnen bewertet werden. Weil sie möchten, dass ihr Verhalten positiv bewertet wird, sind sie zunehmend bereit, sich in Übereinstimmung mit den Wünschen ihrer Bezugspersonen zu verhalten - wenn diese ihre Regeln klar machen und bei deren Einhaltung Hilfestellung geben.

Ruhig bleiben, trösten und am Sachverhalt bleiben

Pädagogische Fachkräfte müssen wissen, dass Kindergartenkinder bei der Aushandlung von Spielinteressen und bei der Auswahl von Spielpartnerinnen oder -partnern auch mit Zuschreibungen und Abwertungen experimentieren. Daher ist mit abwertenden Äußerungen zu rechnen. Ruhig bleiben ist dann die Devise, am Sachverhalt bleiben, korrekte Informationen geben, das von Abwertung betroffene Kind trösten und sich für die Regel stark machen, dass niemand hier schlecht behandelt werden darf.

Praxisbeispiel

"Es ist gemein, wenn ihr 'Schlitzauge' zu mir sagt!"

Die Situation: Ein Poster mit Fotografien der Kinder-Augen, gedacht als eine Einladung, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede sichtbar zu machen, wird abfällig kommentiert: "Iiii, du Schlitzauge!"

Abwertungen mit Beistand begegnen

Die Bemerkung so nicht stehen zu lassen, ist ein wichtiger Schritt, um die Kritikfähigkeit von Kindern gegenüber Herabwürdigungen anzuregen. Ist ein Kind direkt von der Abwertung betroffen, so braucht es unmittelbar Beistand: "Niemand soll hier "iiihhh" über deine Augen sagen. Deine Augen sind deine Augen und sie sind schön. Es ist gemein, wenn jemand "Schlitzauge" zu dir sagt. Und wir wollen einen Kindergarten, wo man nicht gemein ist!"

Auf sachlicher Ebene über Unterschiede sprechen

Über den Unterschied, der hier wahrgenommen wurde, in sachlicher Weise zu sprechen, ist dann der nächste Schritt: "Es stimmt, dass Augen unterschiedliche Formen haben. Manche Augen sind hier rund, manche sind hier spitz. Einen Schlitz sieht man nicht, das ist kein gutes Wort dafür. Lasst uns bessere Worte finden..." Dabei ist es wichtig, das Abfällige zurückzuweisen: "Jedes Kind hier hat Augen und mag seine Augen, weil die zu ihm gehören. Du sagst jetzt 'iiii', als ob die Augen von F. nicht schön sind. Sie sind anders als deine, aber deswegen sollst du nicht 'iii' sagen. Es kann F. traurig machen, denn das sind nun einmal seine Augen. Manche Leute sagen 'Schlitzauge' als Schimpfwort. Mir ist wichtig, dass hier im Kindergarten kein Kind beschimpft wird."

Die Rolle der pädagogischen Fachkraft

Ein Prinzip zur Realisierung des Ziels ist, die Fragen und Kommentare der Kinder aufzugreifen und Untersuchungen zu initiieren, bei denen die Kinder als "kritische Forscherinnen und Forscher" ihre soziale Wirklichkeit überprüfen:

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Ist das fair?

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Ist das gerecht?

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Entspricht das der Wahrheit oder ist es eine Verzerrung, um sich über Menschen lustig zu machen?

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Ziel 4 - Das Aktivwerden gegen Unrecht und Diskriminierung unterstüzen

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Touristischer und farbenblinder Ansatz im Vergleich

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Herausforderungen an die pädagogischen Fachkräfte

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"Es ist normal, dass wir verschieden sind."
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