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Kaninchen, Hund & Co in der Kita

Kinder lieben Tiere, zweifelsohne, doch Tiere in der Kita? Geht das überhaupt? Der Ratgeber stellt das Thema Tierhaltung in einen pädagogischen Kontext und liefert mit seinen umfassenden Informationen die Basis für kompetente Entscheidungen.

Buchcoverausschnitt; © Verlag an der Ruhr

Haben Kinder bisher keine schlechten Erfahrungen machen müssen, gehen sie in der Regel unvoreingenommen und interessiert auf Tiere zu. Ob Haustiere wie Hund, Katze, Meerschweinchen oder Wildtiere, wie Insekten, Schnecken oder Regenwürmer - Kinder sind von Tieren fasziniert. Sie regen zum Beobachten an, lösen Emotionen aus, der Umgang mit ihnen kann Empathie und Verantwortungsgefühl fördern. Artgerechte Tierhaltung steht dabei an erster Stelle. Sind die Voraussetzungen hierfür gegeben und werden die Kinder zu liebevoller Behandlung der Tiere angeleitet, so sind die Tiere eine Bereicherung für den Kita-Alltag.

Tierhaltung in der Kita

Ganzheitliche Bildung und Erziehung

Moderne Kitas verfolgen in der Regel einen ganzheitlichen und nachhaltigen Förderansatz. Tierhaltung birgt hier die Möglichkeit, soziale Kompetenzen und Verantwortungsbewusstsein der Kinder zu fördern. Besonders in Ballungsgebieten fehlen Kindern heutzutage häufig die Voraussetzungen und das natürliche Umfeld, die Welt der Tiere kennen zu lernen. Hier kann die Kita ein Ort sein, mit den Kindern über artgerechte Tierhaltung und der damit einhergehenden Verantwortung zu sprechen. Zu den Themen Konzentrationsförderung, Sprachentwicklung, naturwissenschaftliches Wissen sowie Angstabbau, Sinneserfahrungen und Emotionen werden anschauliche Beispiele beschrieben. Auch Tabuthemen wie Sexualität und Tod können im Zusammenleben Mensch-Tier unvoreingenommen angesprochen werden.

Gesundheitliche Aspekte

Geht es um Tierhaltung und Kinder so werden auch immer gesundheitliche Aspekte thematisiert. Besonders hygienische Probleme stehen im Vordergrund. Um diese zu minimieren, gilt: Der Haltung von Tieren im Außenbereich der Kita sollte immer der Vorzug geben werden. Darüber hinaus gibt der Ratgeber sachliche Informationen zu den Themen Allergien, Infektionen und Parasiten.

Artgerechte Tierhaltung

Wieviel Raum steht zur Verfügung? Braucht das Gehege oder die Voliere einen sonnigen oder eher schattigen Standort? Welche gesetzlichen Vorgaben müssen eingehalten werden? Artgerechte Haltung der Tiere ist das A und O. Auch hier bietet das Buch fachlich fundierte Informationen - abgestimmt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der in Frage kommenden Tierarten - und arbeitet heraus, welche Tierarten geeignet sind und welche nicht.

Gut aufbereitete Informationen zu einzelnen Tierarten

Planung und Vorarbeiten

Hat man sich grundsätzlich für die Haltung von Tieren entscheiden, gilt es, bei der riesigen Auswahl der in Frage kommenden Tiere die richtige Entscheidung zu treffen. Hier unterstützt das Buch, wichtige Kriterien zu identifizieren und Wertungen vorzunehmen. Es gibt praktische Tipps und räumt auf mit einigen überkommenen "Weisheiten", beispielsweise mit der Behauptung, Wasserschildkröten seien einfach und unproblematisch zu halten. Hilfreich ist auch der Hinweis, nicht nur die laufenden Kosten wie Anschaffungspreis, Futter und Unterbringung im Blick zu haben, sondern auch für die schwer kalkulierbaren Folgekosten, beispielsweise für Arztbesuche, vorsorglich Rücklagen im Jahresbudget zu bilden oder Tierpaten in der Elternschaft zu suchen.

Das Tierlexikon

Eingeteilt in die Rubriken Kleinsäuger, Katzen und Hunde, Kleinvögel, Nutzgeflügel, Nutzvieh, Reptilien und Amphibien und Tiere, die im Aquarium gehalten werden, bietet das Tierlexikon einen guten Überblick. Wissenswertes zur jeweiligen Tierart wird in Form eines Steckbriefes beschrieben: Welche Bedürfnisse hat das Tier? Lebt es alleine oder sozial in Gruppen? Ist es beispielsweise tag- oder nachtaktiv? In einem Kasten werden die wichtigsten Eigenschaften und Bedürfnisse stichwortartig zusammengefasst, als Vor- oder Nachteile bewertet und mit einem charakteristischen Foto bebildert. Hier lernen wir auch exotische Tiere, wie Bartagamen und Kornnattern kennen. Von der Haltung dieser Tiere wird realistischerweise eher abgeraten.

Anschauen oder anfassen? Gelungene Praxisbeispiele

Themen wie Beziehungsgestaltung, Ängste bewältigen und Verantwortung übernehmen werden behandelt. Ob Fische oder Wasserschidkröten im Aquarium oder Streicheltiere wie Meerschweinchen und Kaninchen zum Anfassen: Die gelungenen Beispiele aus der Praxis zeigen anschaulich, wie der Kita-Alltag durch die Tierhaltung bereichert wird.

Kurzinformationen

TitelKaninchen, Hund & Co in der Kita
Mit Tieren leben. Für Tiere sorgen. Von Tieren lernen.
HerausgeberMichael Godau
VerlagVerlag an der Ruhr
Erscheinungsjahr2011
ISBN978-3-8346-0843-7
Preis20,50 €

Fazit

Tierhaltung im pädagogischen Kontext

Der Ratgeber ist ein Plädoyer für die artgerechte und pädagogisch wertvolle Tierhaltung vor Ort. Wer sich ernsthaft mit der Frage Tierhaltung in der Kita auseinandersetzen möchte, findet hier viele hilfreiche und fachlich fundierte Informationen und Tipps, auf deren Basis eine kompetente Entscheidung möglich ist. Die Praxisbeispiele zeigen den positiven Einfluss, den Tiere auf den Kita-Alltag ausüben können, ohne dabei die Bedürfnisse der Tiere unberücksichtigt zu lassen. Um die wichtigsten Aspekte der Tierhaltung richtig einschätzen zu können, bietet das integrierte Tierlexikon eine gute Hilfestellung. Es ist als Nachschlagewerk geeignet und weckt Interesse zum Weiterlesen.

Keine Angst vor Krabbeltieren

Krabbeltieren mit sechs oder acht Beinen sowie Weichtieren wird verhältnismäßig wenig Platz eingeräumt; vermutlich, weil sie nicht automatisch mit klassicher Tierhaltung in Verbindung gebracht werden. Eigentlich schade, da Kinder in der Regel von Insekten oder anderen Kleintieren fasziniert sind. Der Umgang mit diesen Lebewesen und im Speziellen die Schutzbestimmungen dieser Wildtiere, hier am Beispiel Ameisen, werden leider nur angerissen.

Kleine "Nützlinge"

Im Zusammenhang mit dem Thema Nutztiere wird auch die Honigbiene behandelt. Ein Hinweis auf die vielen solitär lebenden Bienen und Grabwespen wäre wünschenswert. Ein selbst gebasteltes "Bienenhotel" oder ein einfach hergestellter Unterschlupf für Nützlinge wie den bekannten Ohrwurm hätte in diesem Zusammenhang zumindest erwähnt werden können und somit die Informationen sinnvoll ergänzt.

Die persönliche Einstellung bildet die Grundlage

Die wichtigste Voraussetzung hebt der empfehlenswerte Ratgeber hervor: Egal für welche Form der Tierhaltung man sich entscheidet, Tiere lassen sich in der Kita nur dann sinnvoll halten, wenn zumindest eine Erzieherin oder ein Erzieher auch einen persönlichen Hang dazu hat: "Denn auch wenn die Kinder die Kita längst in Richtung Schule verlassen haben, will das Tier um- und versorgt werden."

Informationen zur Autorin

Ilka Mehlis
ist Diplom-Biologin mit den Schwerpunkten Zellbiologie und Ökologie. Sie hat eine Ausbildung als Umweltberaterin und war für die Verbraucherinitiative e. V. tätig. Nach einer Fortbildung zur Webfachfrau hat sie sich im Zertifikatskurs Educational Media an der Uni Duisburg Essen im Bereich E-Learning und Blended Learning weitergebildet. Seit 2004 ist sie als Redakteurin bei Schulen ans Netz e. V. tätig.