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"Freche Fledermäuse": ein deutsch-tschechischer Kindergarten

Bei den "Frechen Fledermäusen" oder "Netopyrci", wie es auf Tschechisch heißt, hängen überall kleine Zettel: auf den Zahnputzbechern, der Gießkanne, auf dem Fensterbrett oder der Tür zum Ruheraum. Auf ihnen wird das entsprechende Objekt beim Namen genannt – auf Deutsch und Tschechisch.

Eine tschechische und zwei deutsche Erzieherinnen

"Das ist natürlich für die Eltern, unsere Kinder können das noch gar nicht lesen", sagt Eleni Pöllinger, Erzieherin der deutsch-tschechischen Kindertagesstätte in Berlin. Von den 19 Kindern, die hier betreut werden, sind 17 deutscher und zwei tschechischer Herkunft. Die Schildchen sollen den Eltern dabei helfen, sich in der fremden Sprache zu orientieren. Pöllinger selbst ist tschechisch-griechisch aufgewachsen und spricht fließend Deutsch. Ihre beiden Kolleginnen, Katrin Buss und Madlen Kroll, sind deutsche Muttersprachlerinnen, die aber mittlerweile auch Tschechisch lernen.

Sprache lernen durch spielerischen Gebrauch

Den Kindern wird die Sprache spielerisch beigebracht, über den regelmäßigen Gebrauch in Alltagssituationen. "Es ist nicht so, dass es bei uns Unterricht gibt", erklärt Pöllinger. "Weil die Kinder noch sehr klein sind, spreche ich meistens Deutsch. Und Tschechisch immer da, wo es Rituale gibt, zum Beispiel im Morgenkreis." Hier zählen Erzieherinnen und Kinder jeden Morgen gemeinsam, ob auch alle anwesend sind – erst auf Deutsch, dann auf Tschechisch. Und wenn sich die Kinder vor dem Essen die Hände waschen sollen, werden sie von ihr auf Tschechisch dazu aufgefordert. "Das klappt automatisch. Die Kinder haben damit kein Problem. Am Anfang schauen sie erst mal, einfach, weil sie Tschechisch nicht kennen, aber sie erschließen das, was ich sage, aus der Situation. Sie könnten das zwar nicht wortwörtlich übersetzen, aber sie wissen aus dem Zusammenhang, was ich meine. Und so lernen Kinder sprechen. So lernen auch deutsche Kinder Deutsch", meint Pöllinger.

Offen für Fremdes

Weder bei den Erzieherinnen noch bei den Eltern steht dabei das fließende Sprechen einer fremden Sprache im Vordergrund. Vielmehr sollen die Kinder offen dafür werden, eine neue Sprache anzunehmen. "Es ist egal, mit welcher Sprache sie anfangen, wichtig sind die damit verbundenen Kompetenzen. Die Kinder lernen, offen und tolerant Fremdem gegenüber zu sein und machen Erfahrungen mit einer Sprache, die einen anderen Aufbau hat als Deutsch."

Zu Hause nicht Radebrechen

Natürlich gibt es tschechische Kinderbücher bei den "Frechen Fledermäusen" und auch Materialien, die die Eltern mitnehmen können. Pöllinger rät den Eltern jedoch dringend davon ab, zu Hause mit ihren Kindern Tschechisch zu radebrechen. "Sprachen werden übermittelt durch Emotionen und den täglichen Gebrauch", sagt sie. Wenn die Eltern ihren Kindern daheim ein paar tschechische Worte vorstammeln, aber nichts damit verbinden, dann bringe das "herzlich wenig", so Pöllinger.

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