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Das Kind im Blick

Welche Ausbildung brauchen Erzieher und Erzieherinnen? Die Veröffentlichung fasst Ergebnisse einer Tagung zusammen und zeigt andere Ausbildungssysteme für Erzieherinnen und Erzieher auf.

Der Beruf von Erzieherinnen und Erziehern im Umbruch

Diskussion über Akademisierung

Die Diskussionen um internationale Schülerleistungsvergleiche (PISA, IGLU) sowie die mittelmäßigen Ergebnisse im OECD-Ländervergleich zum vorschulischen Erziehungs- und Bildungsangebot haben dem Thema Bildung in früher Kindheit viel Aufmerksamkeit beschert. Der Beruf der Erzieherinnen und Erzieher befindet sich im Umbruch. Mit der Debatte um die Qualität frühkindlicher Betreuung wird auch das Ausbildungssystem in Frage gestellt. Die Forderung nach einer Akademisierung von Erzieherinnen und Erziehern ist dabei eines der zentralen Themen.

Tagung zum Thema

Das Buch "Das Kind im Blick" ist das Ergebnis einer gleichnamigen Tagung, die im Februar 2007 in Bremen statt fand und sich mit der Frage beschäftigte, welche Ausbildung Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte brauchen, um Kindern die beste Erziehung, Bildung und Betreuung zu ermöglichen.

Studiengang "Fachbezogene Bildungswissenschaft"

In Bremen werden neue Wege gegangen

Die Herausgeberinnen des Buches Prof. Dr. Ursula Carle und Barbara Daiber geben einen Überblick über die Entwicklung des Studiengangs "Fachbezogene Bildungswissenschaft", der seit 2005 an der Universität in Bremen besteht und mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen wird. Die Universität Bremen geht damit neue Wege und bietet eine gemeinsame Ausbildung für den Elementarbereich und die Grundschule an. Ein solcher Doppelabschluss mit der Qualifizierung für beide Bereiche ist in Deutschland einzigartig.

Doppelabschluss bringt Chancen und Risiken mit sich

Thematisiert werden in der vorliegenden Publikation sowohl vorausgehende Studien wie auch Veränderungen der Einschulungspraxis innerhalb der letzten Jahre. Dabei werden auch kritische Anmerkungen zu dem neuen Studiengang zum Ausdruck gebracht, so beispielsweise die Gefahr, "dass die AbsolventInnen in einem ungünstigen Fall in der Schule möglicherweise als ‚Billiglehrer' und in Kita als ‚Theoretiker' missachtet werden". Die Autorinnen machen deutlich, was alles unternommen werden muss, um den neuen Studiengang zu etablieren. Als besonders positiven Aspekt sehen sie die Chance, dass beide Berufe voneinander profitieren.

Entwicklungen – zwischen beruflicher Bildung und Akademisierung

Um die derzeitigen Diskussionen über die Neuausrichtung der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern besser verstehen und einordnen zu können, ist der Beitrag von Sigrid Ebert, ehemalige Leiterin der berufsbildenden Schulen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin, hilfreich. Sie geht ebenso auf die Entwicklung der Ausbildung ein wie auch auf gesellschaftliche Umbrüche und gesetzliche Veränderungen, zum Beispiel die Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) oder den 1996 eingeführten Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Sie erwähnt, dass bereits Fröbel vor mehr als 150 Jahren ein durchgängiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule forderte. Ihr Fazit lautet: "Die Erzieherin der Zukunft soll eine wissenschaftlich qualifizierte, pädagogisch kompetente und praxisnah ausgebildete Fachkraft sein".

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Ausbildungssysteme im Ausland
Ein Blick ins europäische und außereuropäische Ausland zeigt, wie die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in anderen Ländern aussieht.

Modelle in Deutschland

Fachhochschule Berlin ist Vorreiterin

Welche Modelle hochschulischer Studienangebote für Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland bestehen, zeigt der Beitrag von Prof. Dr. Katja Mackowiak auf. Die Alice-Salomon-Fachhochschule in Berlin war 2004 die erste Hochschule mit dem Angebot eines Bachelor-Studiengangs "Erziehung und Bildung im Kindesalter". Seitdem hat sich viel verändert. In den letzten Jahren sind zahlreiche weitere Studiengänge hinzu gekommen, deren Unterschiedlichkeit sich bereits in der Benennung ausdrückt: Pädagogik der Kindheit (Uni Erfurt), Angewandte Kindheitswissenschaften (Hochschule Magdeburg-Stendal), Elementarbildung (PH Weingarten) etc. Ein gemeinsames Kerncurriculum besteht nicht und ein Wechsel von einer Hochschule zur anderen ist kaum möglich.

Frühkindliche Inklusive Bildung

Wie es gelingt, Erzieherinnen und Erzieher für Tätigkeiten im Bereich der Frühkindlichen Inklusiven Bildung zu qualifizieren, zeigt der Beitrag von Simone Seitz, Juniorprofessorin für Inklusive Pädagogik an der Universität Bremen, und Dr. Ursula Carle, die die Entwicklung eines Masterstudiengangs zur Frühkindlichen Inklusiven Bildung beschreiben.

Kurzinformationen

TitelDas Kind im Blick
HerausgeberinnenUrsula Carle, Barbara Daiber
VerlagSchneider Hohengehren
Preis19,00 €
ISBN978-3-8340-0393-5

Fazit

Guter Überblick über eine Ausbildung im Umbruch

Das Buch "Das Kind im Blick" ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte über die Qualität der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Die Bestandsaufnahme der bestehenden Studiengänge macht deutlich, dass sich dieser Ausbildungsbereich in einer Umbruchphase befindet, in der viel in Bewegung ist.

Blicke in andere Länder erweitern den eigenen Horizont

Der Blick auf andere Länder ist hilfreich für die Weiterentwicklung von Ausbildungsmodellen in Deutschland. Die ausführliche Darstellung des neuen und derzeit einzigen Studiengangs mit einem gemeinsamen Abschluss für den Elementar- und Primarbereich zeigt ein zukunftsweisendes Modell.

Das Kind im Blick zu behalten hat Priorität

Jedoch wird auch weiterhin zu diskutieren sein, wie viel fachwissenschaftliche und fachdidaktische Grundlagen Erzieherinnen und Erzieher für die Arbeit in Kindertagesstätten brauchen und ob eine Akademisierung zwangsläufig mit einer Professionalisierung einher geht. Letztendlich ist es entscheidend – wie auch der Titel des Buches deutlich macht – das Kind im Blick zu haben.

Information zur Autorin

Doris Schalles-Öttl
ist Diplom-Pädagogin und Medienpädagogin. Sie arbeitet als Dozentin für Medienpädagogik an der Katholischen Fachakademie für Sozialpädagogik, München, und ist freiberuflich tätig, unter anderem für Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle  Bayern e.V.