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Nachhaltige Entwicklung in den Bildungsplänen

Wird das Konzept einer "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) in den Bildungsplänen der Bundesländer für den Elementarbereich berücksichtigt? In welcher Weise werden die Ziele, Methoden und Arbeitsweisen einer BNE dargestellt? In ihrer systematischen Analyse der Bildungspläne der Bundesländer geht Prof. Dr. Ute Stoltenberg diesen Fragen auf den Grund.

UN-Dekade Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Für die Jahre 2005 bis 2014 haben die Vereinten Nationen die UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgerufen. Die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung sollen durch die internationale Initiative weltweit in den nationalen Bildungssystemen verankert werden. In Deutschland koordiniert das von der Deutschen UNESCO-Kommission einberufene Nationalkomitee die Umsetzung der UN-Dekade. Neben mehreren Arbeitsgruppen (AG) hat das Nationalkomitee auch eine AG Elementarpädagogik eingesetzt. Die Studie "Bildungspläne im Elementarbereich. Ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung?" wurde von Prof. Dr. Ute Stoltenberg, Leuphana Universität Lüneburg, im Auftrag der AG Elementarpädagogik erstellt.

Das Konzept einer "Bildung für nachhaltige Entwicklung"

"Bildung für nachhaltige Entwicklung möchte jedem Einzelnen die Möglichkeit eröffnen, sich die Werte, die Kompetenzen und das Wissen anzueignen, die für die eigenverantwortliche Gestaltung einer zukunftsfähigen Welt erforderlich sind." (Gerhard de Haan, in Stoltenberg (2008), S. 5). Das Konzept der "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) orientiert sich somit an Werten, die für ein gerechtes Zusammenleben im "globalen Dorf" grundlegend sind. Es zielt darüber hinaus auf die Förderung von Gestaltungskompetenz ab, welche zur Teilhabe an der Schaffung  einer gemeinsamen Lebenswelt notwendig ist. Das Konzept beinhaltet zudem die Aneignung von zukunftsrelevantem Wissen.

Fragestellung und Aufbau der Studie

Die Fragestellung der Studie ist, ob und wie das Konzept einer "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) in den Bildungsplänen der Bundesländer für den Elementarbereich berücksichtigt wird. Für die Analyse wird zunächst aufgeführt, welche Bildungsbereiche die Bildungspläne der Länder beinhalten (Kap.2). Anschließend werden die Kriterien einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kindertagesstätten formuliert, die der späteren Analyse als Raster dienen (Kap. 3). Die explizite und implizite Berücksichtigung des Konzepts einer BNE in den Länderbildungsplänen werden in den Kapiteln 4 und 5 dargestellt. Einer knappen Zusammenfassung (Kap. 6) folgen abschließend Empfehlungen zur Stärkung von BNE im Elementarbereich.

Aspekte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Bildungsplänen

BNE als grundlegende Perspektive in den Bildungsplänen?

Die systematische Analyse der Bildungspläne der Länder zeigt auf, dass auf das Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung nur in zwei Plänen explizit Bezug genommen wird. BNE wird im Plan Schleswig-Holsteins als Querschnittsdimension genannt und dient damit als grundlegende Orientierung für alle Bildungsbereiche. Der bayerische Bildungsplan orientiert sich im Bildungsbereich "Umwelt" am Konzept der BNE.

Große Unterschiede zwischen den Ländern

Anknüpfungspunkte und Verweise auf "Bildung für nachhaltige Entwicklung" oder einzelne Aspekte dieses Konzeptes finden sich jedoch an zahlreichen Stellen in allen Bildungsplänen. Hierbei stellt die Studie heraus, dass zentrale Momente des Konzepts einer BNE – wie ethische Prinzipien und das zugrunde gelegte Naturverständnis – sich in den Bildungsplänen erheblich unterscheiden und eine Orientierung an den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung nicht in allen Plänen in gleicher Weise und Intensität stattfindet. So werden beispielsweise Natur und Umwelt in den Bildungsplänen unterschiedliche Bedeutung beigemessen. Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie die daraus erwachsende Verantwortung des Menschen für einen schonenden Umgang mit ihr wird nicht in allen Bildungsplänen thematisiert. Oftmals wird das Themenfeld "Natur und Umwelt" auf naturwissenschaftliche Bildung reduziert. Einige Pläne beziehen hingegen unter dem Bildungsbereich "Naturwissenschaftliche Bildung" auch nachhaltigkeitsrelevante Fragen und Perspektiven mit ein.

Aufgreifen wichtiger Prinzipien einer BNE

Partizipation, Gemeinwesenorientierung, Problemorientierung und die Gestaltung und Einbeziehung von Räumen in Bildungsprozesse sind laut Studie grundlegende Prinzipien einer BNE. Es wird untersucht, inwieweit diese Prinzipien in den Bildungsplänen Berücksichtigung finden und, ob sie sich in Empfehlungen für Methoden und Arbeitsweisen äußern.

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Wichtige Prinzipien einer BNE
Inwieweit finden diese Prinzipien Berücksichtigung in den Bildungsplänen?

Empfehlungen der Studie

Die Studie schließt mit zehn Empfehlungen ab, die vor allem eine stärkere Verankerung von BNE in den Bildungsplänen für den Elementarbereich benennen. Dies sollte über die Integration nachhaltigkeitsrelevanter Themenfelder in den Bildungsbereichen erreicht werden. Fortbildung von Erzieherinnen und Erziehern zu BNE werden ebenso empfohlen wie Kooperationen mit externen Partnern in Projekten zu zukunftsrelevanten Themen.

Zusammenfassung und eigene Bewertung

Bildungspläne der Länder haben nur einzelne Aspekte im Blick

In den Bildungsplänen der Länder werden zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Erreichung von Teilzielen einer BNE gegeben. Meist werden allerdings nur einzelne Aspekte einer BNE berücksichtigt, die nicht in einen zusammenhängenden Kontext gestellt werden. Von einem einheitlichen Bildungsverständnis im Sinne einer BNE kann in keinem der Pläne die Rede sein.

Studie gibt konkrete Empfehlungen und benennt Handlungsbedarfe

Die Studie "Bildungspläne im Elementarbereich. Ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung?" bietet einen umfassenden Überblick darüber, welche Aspekte einer BNE in den verschiedenen Bildungsplänen Berücksichtigung finden und wo Anknüpfungspunkte für eine Stärkung von BNE im Elementarbeireich liegen. Dafür werden konkrete Empfehlungen und Handlungsbedarfe benannt, die von Entscheidungsträgern bei der Überarbeitung der Bildungspläne aufgegriffen werden können. Zum anderen eröffnet die Studie einen neuen Blick auf die bestehenden Ansätze in den Bildungsplänen aus der Perspektive einer BNE. Erzieherinnen und Erzieher können diese (neue) Perspektive nutzen, um die Bildungsprozesse in Kindertagesstätten stärker am Konzept einer BNE auszurichten.

Information zur Autorin

Anne Zetl
ist Diplom Umweltwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Umweltkommunikation. Während ihres Studiums befasste sie sich unter anderem mit den theoretischen Hintergründen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. In ihrer Arbeit beim Leuchtpol Regionalbüro Nord, das bei der S.O.F. Save Our Future Umweltstiftung in Hamburg angesiedelt ist, führt sie Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher zum Thema "Bildung für nachhaltige Entwicklung am Beispiel Energie und Umwelt" durch.