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Unbehagen beim Thema Fernsehen

Fast alle tun es – aber keiner spricht gerne darüber: Wenn Vorschulkinder Fernsehen gucken, haben viele Erziehende (zu Hause wie im Kindergarten) ein ungutes Gefühl. Vielleicht, weil auch Erwachsene selbst zu viel, zu lange und das Falsche gucken? Grundsätzlich muss jeder lernen, mit dem Medium Fernsehen und weiteren Angeboten der Medienwelt umzugehen.

So genannte "Digital Natives"

Kein Kind kommt um sie herum: Fernseher, Computerbildschirme, Digitalkameras, Fotohandys sind in ihrem Leben von Anfang an präsent, selbst wenn sie diese Medien zunächst noch nicht selber nutzen. Die heute Drei- bis Sechsjährigen sind so genannte "Digital Natives": Im Gegensatz zu ihren Eltern wurden sie hineingeboren in eine digitale Medienwelt. Bereits mehr als 67 Prozent der Bevölkerung sind regelmäßig online (ARD/ZDF-Online Studie 2009, bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar 96,1 Prozent). Und bereits Vorschulkinder sehen regelmäßig fern. In Deutschland sind es bei den Drei- bis Fünfjährigen durchschnittlich immerhin 73 Minuten am Tag (Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung). Dabei steigt die Fernsehnutzung unter den Jüngsten schnell an. Bereits im Alter von vier beziehungsweise fünf Jahren schauen schon mehr als 95 Prozent fern.

Gutes Fernsehen, schlechtes Fernsehen

Nicht wenige Eltern und Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten fühlen sich bei dem Thema unbehaglich. Eine grundsätzliche Unsicherheit über den Fernsehkonsum von Kindern oder über die Zeit, die Kinder vor dem Computer verbringen dürfen, treibt vor allem Eltern um. Medienpädagogin Dr. Maya Götz, wissenschaftliche Redakteurin im Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk, vermutet, dass Fernseh-Zeit der Kinder für Erwachsene negativ besetzt ist, weil "sie selbst wahrnehmen, dass auch Erwachsene manchmal einfach zu viel, zu lange und das Falsche zu gucken". Und genau dort liegen die Probleme des Fernsehkonsums: Es wird einfach zu lange und manchmal auch das Falsche eingeschaltet.

Lernen, mit der Faszination umzugehen

Diese Erfahrung machen Erzieherinnen und Erzieher täglich in ihrer Arbeit. Gabi Goscinski, 44-jährige Erzieherin aus Emmerich am Niederrhein, beklagt beispielsweise, dass bereits viele Vorschulkinder aus ihrer Gruppe ein Fernsehgerät im Zimmer stehen haben: "Da findet kaum Kontrolle statt, was und wie lange die Kinder schauen." Das ist der falsche Weg, wie Medienwissenschaftlerin Maya Götz sagt: "Grundsätzlich ist das Fernsehen ein faszinierendes Medium. Es ist ein Fenster zur Welt, das uns informiert und schöne Geschichten erzählen kann. Fernsehen schafft oft eine angenehme Situation, wenn man beispielsweise als Familie zusammensitzt und dabei eine Sendung anschaut. Grundsätzlich muss jeder lernen, mit der Faszination Fernsehen umzugehen, dass heißt vor allem auch: Gezielt Auswählen und den Ausschaltknopf finden. Insbesondere im Vorschulbereich ist das ganz wichtig. Denn hier sollten Eltern wirklich nur spezielle Angebote für die Kleinsten aussuchen."

Altersgemäße Angebote in der Medienwelt

So wie Eltern altersgemäße Bücher aussuchen, gilt das selbstverständlich auch für Computerspiele, Internetseiten und DVDs. Das Unterhaltungsangebot für Kinder ist inzwischen unüberschaubar groß geworden: Die Fernsehsender bieten Online-Seiten und Online-Spiele mit den Helden der Fernsehgeschichten und Bücher an. Auch bei Computerspielen, da sind sich Medienexperten einig, gilt die selbe Regel wie beim Fernsehen. Es wird vorab eine Zeit vereinbart, zu der der Computer wieder ausgeschaltet wird. Mehr und mehr nutzen Eltern Mediatheken, die von den Fernsehsendern angeboten werden: So können sie gemeinsam mit ihren Kindern Sendungen anschauen, angepasst an den Tagesablauf der Familie. Der Wunsch nach einer Lieblingssendung auf einem festen Sendeplatz dominiert somit nicht das Leben der Familie, sondern sie kann gezielt auswählen, wann sie was anschaut.

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Schritt für Schritt das Medienangebot ausbauen

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Fernsehen: Gutes Fernsehen, schlechtes Fernsehen