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Unterschiede als Bereicherung erleben

Seit über 25 Jahren verfolgt die Kita "Komsu" in Berlin-Kreuzberg ein interkulturelles Konzept. Die Eltern der Kinder stammen aus 18 verschiedenen Ländern, christliche Feste werden genauso gefeiert wie islamische und kurdische.

Deutsche und türkische Erzieherinnen und Erzieher

Ausschnitt aus Gruppenbild Kita Komsu; Quelle: Kita Komsu
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Die Kindertagesstätte "Komsu" - türkisch für "Nachbarschaft" - ist 1981 aus einer Hausbesetzung entstanden. (Klicken Sie das Schmuckbildchen an und das Gruppenbild öffnet sich.) Die ersten beiden Einrichtungen wurden mit dem Ziel gegründet, deutsche und türkische Kinder aus der Nachbarschaft einander näher zu bringen und interkulturelles Lernen zu ermöglichen. Inzwischen hat sich daraus längst eine professionelle Kindertagesstätte entwickelt, die derzeit von 125 Kindern ab einem Jahr bis zum Schuleintritt besucht wird. Etwa ein Drittel der Kinder sind deutscher und ein Drittel türkischer Herkunft. Ein weiteres Drittel kommt aus binationalen Familien, in denen ein Elternteil deutscher Herkunft ist und das andere Elternteil aus Europa, Afrika oder Südamerika kommt. "Wir achten sehr darauf, dass die Zusammensetzung so bleibt, denn das ist für unser interkulturelles Konzept wichtig", erklärt Gerd Ammann, Leiter der Einrichtung. Jede der acht Gruppen besteht jeweils zur Hälfte aus Kindern deutscher und nichtdeutscher Herkunft und wird gemeinsam von einer/m deutschen und einer/m türkischen Erzieher/in geleitet.

Gefeiert werden christliche und islamische Feste

Die kulturellen und religiösen Unterschiede würden von den Kindern selbst nicht thematisiert, erzählt Ammann: "Unsere Kinder erleben, dass ihre kulturellen Wurzeln unterschiedlich sind, empfinden das aber als völlig normal und eher als Bereicherung – und das ist auch so gewollt." Die Kita feiert christliche Feste wie Ostern, den Martinstag oder Weihnachten genauso wie das islamische Opfer- und Zuckerfest und das kurdische Neujahrsfest Newroz. "Wir sind keine konfessionelle Einrichtung, deshalb spielt Religion keine besonders wichtige Rolle", so Ammann. Aber im Zusammenhang mit den verschiedenen Feierlichkeiten "werden die unterschiedlichen religiösen Bräuche in den Gruppen – je nach Alter der Kinder – aufgegriffen."

Symbolisch von großer Bedeutung

Für die meisten deutschen Eltern, deren Kinder Komsu besuchen, sei Religion eher unwichtig, so die Erfahrung von Ammann. Explizite Wünsche äußerten eher die muslimischen Eltern: "Wir hatten auch mal Diskussionen, ob die Tochter am Schwimmunterricht teilnehmen darf, oder es wurde gefragt, ob wir geschächtetes Fleisch anbieten können", erzählt er. Schweinefleisch gibt es bei Komsu selbstverständlich nicht, "aber da wir Bio-Fleisch beziehen, ist das mit dem geschächteten Fleisch schon deshalb nicht umsetzbar", so Ammann. Insbesondere von den Eltern mit Migrationshintergrund werde das Komsu-Konzept als etwas Besonderes erlebt, sagt Ammann und erzählt, dass zum muslimischen Opferfest jedes Jahr alle Eltern und ihre Familien eingeladen werden, ein Lamm gegrillt und gemeinsam gegessen wird. "Für die gläubigen Muslime unter den Eltern ist das symbolisch von großer Bedeutung. Wir zeigen damit: Wir respektieren euch und eure Traditionen – auch wenn wir andere haben", unterstreicht Ammann.

Bewerber müssen hinter dem Konzept stehen

Fortbildungen zur interkulturellen oder interreligiösen Erziehung besuchen die Komsu-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nicht regelmäßig. "Nach 25 Jahren interkultureller Arbeit sind wir da eher die Fachleute", sagt Ammann. Man arbeite aber mit anderen Kitas zusammen, die ähnliche Konzepte haben. Bei Neueinstellungen achte er allerdings sehr darauf, dass die Bewerberin oder der Bewerber wissen, "wo sie sich bewerben und hinter dem interkulturellem Konzept stehen", erklärt er. Vor allem Erzieherinnen und Erzieher mit Migrationshintergrund seien da sehr bewusst und auch froh, "wenn sie die kulturelle beziehungsweise interkulturelle Identität der Kinder fördern können".

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