StartInformieren
  
 
 
 
 

Weil es normal ist, verschieden zu sein

In der Kita "Sonnenland" im niedersächsischen Neuenkirchen-Vörden spielen und lernen 60 Kinder verschiedener Herkunft, mit und ohne Behinderung miteinander. Für die "beispielhafte Umsetzung einer Pädagogik der Vielfalt und der bestmöglichen Förderung aller Kinder" erhielt die Einrichtung 2011 den "Klasse KiTa"-Preis.

Das Andere wertschätzen

Im "Sonnenland" können Kinder mit einem Rollstuhl im Flur Rennen fahren – und gleichzeitig die Beschränktheit erleben, nicht mehr die Türklinke oder die Bücher weiter oben im Regal zu erreichen. Afrikanische, asiatische und europäische Puppen und eine mit den Merkmalen des Down-Syndroms "...werden alle ganz normal bespielt, aber die Kinder erleben, dass es unterschiedliche Gesichtszüge gibt und erkennen sich in ihnen wieder", erklärt die Kitaleiterin Heike Bornhorst. Im Alltag selbstverständlich mit Vielfalt umzugehen und das Andere wertzuschätzen, ist in der Einrichtung im niedersächsischen Neuenkirchen-Vörden pädagogisches Prinzip: Rund 60 Kinder sieben verschiedener Nationalitäten werden hier betreut – eines davon mit Down-Syndrom. Vier weitere Kinder haben ebenfalls einen erhöhten Förderbedarf, weil sie sozial-emotional oder in ihrer körperlichen Entwicklung verzögert sind. Neben den Pädagoginnen, die jeweils zu zweit oder dritt eine Gruppe betreuen, arbeiten im "Sonnenland" auch zwei heilpädagogische Fachkräfte, die sich vor allem um die Kinder mit Förderbedarf kümmern.

© Kita Sonnenland© Kita Sonnenland
zur Vergrößerung bitte klicken
 
zur Vergrößerung bitte klicken
 

Markenzeichen Vielfalt

Kinder gemeinsam und gleichwertig zu betreuen, war schon immer selbstverständlich für die Einrichtung. Doch als vor einigen Jahren die Debatte um Inklusion aufkam, hat die Kita nach außen noch bewusster deutlich gemacht, "dass Vielfalt und Teilhabe unsere Themen und Markenzeichen sind". Inzwischen ist die Einrichtung "Schwerpunktkita Sprache & Integration" im Rahmen des Programms "Offensive frühe Chancen" des Bundesfamilienministeriums und gewann 2011 den "Klasse KiTa"-Wettbewerb zum Thema "Inklusion" des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung. Das pädagogische Konzept wird im Team entwickelt, entsprechend der Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien. Danach werden auch Teamfortbildungen ausgewählt, so wie aktuell beispielsweise zum Thema "Interkulturelle Kompetenz".

Platz für jedes Kind

Inklusion, das ist für Heike Bornhorst vor allem eine grundsätzliche Haltung zum Menschen: "Genauso wie jeder Mensch Anspruch auf einen Platz in der Gesellschaft, in der Gemeinde hat, gibt es auch für jedes Kind einen Platz in unserer Einrichtung – unabhängig von seinen Fähigkeiten oder sozio-kulturellen Hintergründen", sagt sie. Und: "Nicht der Mensch muss sich anpassen, sondern der Lebensraum." Deshalb ist die Einrichtung komplett ebenerdig und auch der Spielplatz so angelegt, dass sich alle Kinder trotz unterschiedlicher Voraussetzungen und Fähigkeiten möglichst ohne Hilfe bewegen können. Bei der pädagogischen Arbeit stehen niedrigschwellige Ansätze im Mittelpunkt: Im Morgenkreis beispielsweise werden Lieder in verschiedenen Sprachen gesungen, es gibt eine "Mehrsprachenbibliothek" mit Kinderbüchern in anderen Sprachen und "kulinarische Elternabende" mit landestypischen Gerichten. Regelmäßig werden benachbarte Senioreneinrichtungen besucht, wo die Kinder mit den älteren Menschen basteln, singen und musizieren. "Wir wollen, dass unsere Kinder alles erleben: junge und alte Menschen, dicke und dünne, hell- und dunkelhäutige, Menschen mit und ohne Behinderung – weil es normal ist, verschieden zu sein."

Vielfalt prägt

Der katholische Träger lege zwar Wert auf ein christlich-katholisches Profil, befürwortet aber auch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen und kulturellen Bräuchen. "Dabei versuchen wir vor allem Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten", erzählt die Leiterin. So habe man im vergangenen Jahr beispielsweise gemeinsam mit Kindern und Eltern ein Fastentuch gestaltet, denn Fasten spiele in fast jeder Religion eine wichtige Rolle. Im Sommer wird ein Kind in der Einrichtung erwartet, dessen Vater Hindu ist: "Darauf freuen wir uns schon", betont Heike Bornhorst. Sie ist überzeugt, dass Kinder durch das alltägliche Erleben von Vielfalt geprägt werden: "Sie lernen, Verständnis zu haben für den, der anders ist, seine Position einzunehmen und für ihn einzustehen. Und sie lernen jeden Menschen als gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft kennen – so soll es sein!"

Weiterlesen

>

Inklusion muss sich im gesamten Curriculum widerspiegeln

Zurück

>

Inklusion: Mit- und voneinander lernen