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"Wenn ferngesehen wird, am besten gemeinsam"

Michael Gurt ist verantwortlicher Redakteur bei FLIMMO, der Programmberatung für Eltern. Auf den Onlineseiten www.flimmo.tv und in einer viermal jährlich erscheinenden Broschüre sind Informationen zum Thema Fernsehen und Erziehung gebündelt.

BIBER: Wie sieht ein optimales Fernsehprogramm für Drei- bis Sechsjährige aus?

Michael Gurt: Sendungen, die auf die Bedürfnisse und Verstehensfähigkeiten der Vorschulkinder zugeschnitten sind. Die Sendung mit dem Elefanten zum Beispiel, die ist gut gemacht für Kinder diesen Alters. Oder um ein Beispiel eines privaten Senders zu nennen, "Thomas die kleine Lokomotive" auf SuperRTL. Formate für kleinere Kinder zeichnen sich aus durch eine kurze, überschaubare Geschichte, wenige Figuren und sie haben einen Spannungsbogen, der nicht zu dramatisch verläuft. Wie bereits gesagt, Vorschulkinder brauchen Fernsehen und Computer nicht unbedingt. Aber wenn sie es kennenlernen möchten, sollten Erziehende das Angebot sorgfältig auswählen. Und dafür sorgen, dass es eine Option unter vielen ist. Bleiben wir bei dem Beispiel Ausmalbilder von einer Lieblingsfigur aus dem Fernsehen. Das ist doch prima, wenn ein Kind angeregt wird, aktiv zu sein.

BIBER: Sind Ihrer Erfahrung nach Elementarpädagoginnen und -pädagogen auf die "Medienhelden", gemeint sind damit Figuren, die Kinder aus dem Fernsehen kennen, eingestellt?

Michael Gurt: Ich bin ja auch in der Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte tätig. Auf diesen Veranstaltungen spüre ich immer noch Berührungsängste. Da wird die Welt der Medien immer neben die reale Welt gestellt – und als Gegensatz erlebt. Dabei ist das kein Gegensatz – Medien gehören bereits früh zum Alltagserleben von Kindern und man muss sie nicht davon fernhalten. Sie müssen nur lernen, mit diesen Angeboten zurecht zu kommen, diese sinnvoll zu nutzen.

BIBER: Haben Sie eine Idee, woher diese Berührungsängste stammen?

Michael Gurt: Ich glaube, bislang waren medienpädagogische Inhalte zu wenig verankert in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Das könnte ein Grund sein. Und ich glaube, sie müssen mit noch mehr Wissen versorgt werden – das ist gut gegen diffuse Ängste, die es ja immer noch gibt.

BIBER: Obwohl eine jüngere Generation von Erzieherinnen und Erziehern herangewachsen ist?

Michael Gurt: Ja, so wie ich das beobachte nutzen sie Handy, Internet und Computer ganz natürlich in ihrem eigenen Alltag. Aber wenn es um Kinder und Medien geht, gibt es da noch immer eine Schere im Kopf.

BIBER: Wie könnten pädagogische Fachkräfte dazu ermutigt werden, auch in diese Welt einzutauchen und die Anregungen aus der Medienwelt sinnvoll in die Arbeit im Kindergarten einzubinden?

Michael Gurt: Indem man sie noch mehr informiert. Und indem man Anregungen dazu gibt, wie man ein Medienthema im Kindergarten bearbeitet, ohne stundenlang mit den Kindern fernzusehen. Und indem deutlich gemacht wird, dass populäre Fernsehfiguren durchaus positive Botschaften vermitteln können. Nehmen wir das Beispiel von Bob dem Baumeister. Wissen Sie, wofür der bei Kindern, vornehmlich bei Jungen, steht?

BIBER: Noch nicht ... Ich bin aber gespannt.

Michael Gurt: Die Flimmo-Redaktion befragt regelmäßig Kinder zu ihren Fernsehvorlieben. Bob der Baumeister kommt gerade bei Jungen gut an, weil er für Freundschaft und Zusammenhalt steht. Er packt auch schwierige Probleme unverdrossen an und hat seine Freunde, die Baumaschinen dabei. Dahinter steckt der Gedanke: Gemeinsam sind wir stark, wir sind gut aufgehoben in der Gemeinschaft, gemeinsam lösen wir Probleme. Und viele Jungen im Vorschulalter begeistern sich sowieso für Baumaschinen und ähnliche Gerätschaften. Da kommt der Sendungsinhalt ihren Vorlieben und Interessen entgegen.

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